ÜBER ADHS
Es ist gar nicht so einfach zu beschreiben, was ADHS ist. Es gibt nämlich nicht nur ein ADHS.
3 Merkmale
3 Merkmale werden beschrieben:
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Aufmerksamkeitsdefizit
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Hyperaktivität
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Emotionale Instabilität/Impulsivität
Natürlich ist jeder Mensch mal unaufmerksam, sucht seinen Geldbeutel, wippt mit dem Bein oder kann zornig werden. Bei ADHSler*innen ist das aber erheblich gesteigert.
3 Typen
Wissenschaftler unterscheiden 3 Arten von ADHS, je nachdem, welche Merkmale im Vordergrund sind:
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Die, die vornehmlich „hyperaktiv“ und impulsiv sind (ADHS)
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Die, bei denen die Hyperaktivität nach innen verlagert ist, umgangssprachlich die „Träumerchen“. Die Unaufmerksamkeit herrscht bei ihnen vor (ADS)
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Und ein Mischtyp, der beides vereint. (ADHS-C)
Genetik und Gehirn
Wenn Sie sich diagnostizieren lassen, achten die Tester, ob die Merkmale schon vor dem 12. Lebensjahr aufgetreten sind und bereits länger als 6 Monate anhalten. ADHS gehört also zur Persönlichkeit und wird nicht im Laufe eines Lebens erworben.
Weltweite Untersuchungen haben zweierlei ergeben:
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ADHS ist zu mindestens 80% genetisch veranlagt ist und wird nicht durch Umweltfaktoren, eine mangelhafte Erziehung oder bestimmte Nahrungsmitteln erworben. Wenn ein Kind diagnostiziert ist, ist also in aller Regel auch mindestens ein Elternteil betroffen.
Leider kann man trotz der erblichen Komponente nicht einfach einen Gentest durchführen. Das hängt damit zusammen, dass erst ein Zusammenspiel von vielen Genen die Symptome verursacht. -
Durchgesetzt hat sich die Erkenntnis, dass ein ADHS-Hirn anders arbeitet. Zentrale Regulierungsprozesse des Gehirns sind verändert, vor allem das Dopamin- und das Noradrenalinsystem spielen eine entscheidende Rolle.
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Zurzeit wird daran geforscht, welche Einflüsse die Umwelt während der Schwangerschaft auf das Ungeborene hat. Gesichert ist, dass Alkohol sich negativ auf eine spätere ADHS auswirkt, in der Diskussion ist auch die Einnahme von Paracetamol auf die Schwangere.
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Zwar lösen Umweltfaktoren nach der Geburt kein ADHS aus – sie können aber ADHS Symptome verstärken. Zucker, Medienkonsum, mangelnde Strukturierung … sind Gift bei ADHS.
ADHS bei Erwachsenen
Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass sich ADHS im Laufe der Zeit verliert. Methylphenidat, der am meisten verschriebene Medikamentenwirkstoff bei ADHS, ist zwar seit 1954 in Deutschland zugelassen. Die Freigabe für Erwachsene erfolgte aber erst 2011!
Mittlerweile ist gesichert, dass die Disposition der ADHS im Verlauf der Lebensspanne erhalten bleibt, die Symptome sich aber häufig verschieben. Die Hyperaktivität verschiebt sich nach innen, Begleiterkrankungen nehmen zu. Vor allem Depressionen und Suchterkrankungen setzen sich auf ein ADHS drauf.
Behandlung
Da es ja nicht nur ein einziges ADHS gibt, ist die Behandlung auf die einzelne Person zugeschnitten. Fachleute gehen von einer multimodalen Behandlung aus. Sie besteht aus verschiedenen Bausteinen.
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Unterstützung im sozialen Umfeld (Schule/Freunde/Eltern/Sozialarbeiter…)
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Psychotherapie
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Medikation
Diagnostik
Selbsttests im Internet sind mit Vorsicht zu genießen. Eine Diagnose ist nämlich umfangreich. Schließlich möchte man ja nicht zu Unrecht diagnostiziert werden. Wie gesagt, vergesslich oder impulsiv sind die meisten Menschen immer mal wieder – aber nicht jeder hat ADHS…
Ein Spezialist wird verschiedene Fragebögen verwenden. Er wird ein längeres Gespräch durchführen, in dem sowohl aktuelle Probleme zur Sprache kommen als auch gefragt wird, was sich seit der Kindheit durchzieht. Idealerweise wird auch die Einschätzung von Dritten abgefragt, also von Eltern und Geschwistern, Lehrer*innen, Partner*in. Oft werden Grundschulzeugnisse dazu gezogen. Außerdem wird abgeklärt, ob sich die Auffälligkeiten besser durch andere Krankheitsbilder erklären lassen.
Wer kann diagnostizieren?
Für Kinder ist das nächste SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum) erste Anlaufstelle, auch Psychiater*innen dürfen diagnostizieren. Dazu kommen Ärzte mit Zusatzausbildung („Ärztliche Psychotherapeut*innen“) und Psycholog*innen mit Zusatzausbildung (Psychologische Psychotherapeut*en).
Was weithin unbekannt ist: auch Heilpraktiker*innen für Psychotherapie haben die Erlaubnis zu diagnostizieren. Aber Achtung: da ich die Prüfung erst im März 2025 ablege, darf ich nicht diagnostizieren.